Claudia Bracher Wolfensberger, Partnerin
Warum ein gutes Issues Management nicht nur Krisen vorbeugt, sondern auch Chancen aufzeigt.
Gefahren und Risiken haben viele Gesichter. Bevorzugen Sie das Motto «Augen zu und durch»? Dann wünsche ich Ihnen viel Glück, dieser Text ist nicht für Sie. Denn nachfolgend geht es um Dinge wie «Gefahr erkannt, Gefahr gebannt» oder «Vorbereitung ist das halbe Leben».
Das Marktumfeld von Unternehmen wird zunehmend komplexer und damit schwerer kalkulierbar. Das Interesse der Öffentlichkeit am wirtschaftlichen Geschehen wächst mit teilweise gravierenden Auswirkungen. Globale Wirtschafts- und Informationsmärkte, der Wertewandel oder das steigende Umweltbewusstsein erzeugen einen stark wachsenden Legitimationsdruck. Das gesellschaftliche Umfeld nimmt zunehmend aktiv Einfluss auf den Erfolg einer Unternehmung.
Für Management- und Kommunikationsverantwortliche geht es darum, möglichst frühzeitig Themen – oder eben Issues – zu erkennen, welche für ein Unternehmen, seine Produkte oder Vorhaben von Bedeutung sind.
Je früher das Chancen- und Risikopotenzial von in der Öffentlichkeit kontrovers diskutierten Anliegen (Issues) für die Reputation eines Unternehmens erkannt werden, desto grösser ist der Handlungsspielraum, um mit geeigneten Massnahmen zum Schutz oder zur Verbesserung des Images steuernd oder korrigierend eingreifen zu können.
Issues Management umfasst Beobachtungs- und Verfahrenstechniken zur Bewältigung von Ungewissheit und Risiko. Ziel ist es, unangenehme Überraschungen oder Konflikte möglichst zu vermeiden und allfällige Chancen, welche diese Issues mit sich bringen, zu nutzen.
Während diesem Prozess werden passende Handlungsstrategien entwickelt, Positionen erarbeitet und begründet sowie die Kommunikation nach innen und aussen geplant.
Agieren statt reagieren – so lautet die Devise. Professionelles Issues Management stellt somit ein Frühwarn- und Reaktionssystem zur Verfügung, das rechtzeitig kritische Stimmungen erkennt und proaktiv zu steuern vermag.
Zudem wird definiert, welche Themen, Ansichten, Wertvorstellungen und Problemlösungen für eine Unternehmung besonders relevant sind oder allenfalls sogar plötzlich akut werden können.
Issues sind keine Krisen. Issues können aber – insbesondere durch falsche Reaktionen – rasch zu solchen eskalieren. Seien Sie vorbereitet: Identifizieren Sie mögliche Issues für Ihr Unternehmen und priorisieren Sie diese. Analysieren Sie Risiken und Chancen laufend und halten Sie eine Strategie- und Massnahmenplanung bereit.
Dank einer guten Vorbereitung ist es wesentlich einfacher, der Öffentlichkeit rasch und glaubwürdig die eigene Position zu vermitteln. Managen Sie Issues aktiv. Ansonsten riskieren Sie von Ihren Issues gemanagt zu werden. Wer mit dem Motto «Augen zu und durch» Probleme angeht, hat keine Vorstellung davon, ob, wo und wie er wieder aus einer Krise rauskommt. Kein Plan zu haben, wird so garantiert zum Problem.